Partizipation

Was es bedeutet, Kind zu sein

„Es ist nicht leicht, Kind zu sein!
Es ist schwer, ungeheuer schwer!
Was bedeutet es , Kind zu sein?
Es bedeutet, dass man ins Bett gehen, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne und Nase putzen muss,
wenn es den Großen passt, nicht, wenn man es möchte.
Es bedeutet ferner, dass man, ohne zu klagen, die ganz persönlichen Ansichten eines x-beliebigen Erwachsenen über sein Aussehen, seinen Gesundheitszustand, seine Kleidungsstücke und Zukunftsaussichten anhören muss.
Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man anfinge, die Großen in dieser Art zu behandeln.“

Astrid Lindgren (Leserbrief aus der Zeitung „Dagens Nyheter)

 

Kinder haben ein Recht auf Partizipation.

Die Berücksichtigung des Kindeswillens ist im Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention img_9124festgehalten und auch im SGB (VIII) §8 Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, heißt es:

(1) Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen. […]

Wir wollen dieses Recht der Kinder ernst nehmen und ihnen im Alltag viele Möglichkeiten schaffen um entscheidungskompetent zu werden, damit aus unseren Kindern mündige, engagierte, selbst-, sowie verantwortungsbewusste und demokratische Menschen werden.

„Partizipation heißt, Entscheidungen die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.“

Beteiligungsmöglichkeiten hierfür sind z.B.

  • Gestaltung von Regeln z.B. Kleidung
  • Gestaltung der Umgebung z.B. Gruppenraum, Außengelände, Spielmaterial,
  • Gestaltung der Angebote und Projekte (Themen werden von Kindern oder Erwachsenen eingebracht)

Partizipation ist somit, die Verständigung der Erwachsenen darauf, in wie weit die Kinder

  • Selbstbestimmen
  • Mitbestimmen
  • Mithandel

Somit haben wir seit März 2014 unter anderem in jeder Gruppe das Kinderparlament eingeführt. Das Kinderparlament besteht aus den jeweiligen Kindern und Erzieherinnen der Gruppe und tagt in der Regel einmal pro Woche. Hier versammeln sich die Kinder in einem Kreis, sammeln Vorschläge und Ideen z.B. für Projekte, Aktivitäten und Angebote oder beraten und verhandeln z.B über Regeln, Raumgestaltung und Spielmaterial. Anschließend wird über das jeweilige Anliegen abgestimmt. Für das Abstimmen werden Muggelsteine genutzt.

Die Entscheidungsbefugnisse werden heirfür von den Erwachsenen festgelegt und müssen in letzter Konsequenz auch ausgehalten werden (z.B. bei der Entscheidung von Spielzeug wie Waffen, Monster etc.)

Beispiele:

  1. Wir benötigten neue Geburtstagsgeschenke für unsere Kinder. Zwei Erzieherinnen trafen eine Vorauswahl (10 Geschenke). Jede Gruppe bekam die Geschenke in Form eines Bildes und stimmten so darüber ab. Die 4 Geschenke mit den meisten Stimmen wurden bestellt.
  2. Die Sonnenkinder hatten die Idee mal etwas zu backen. Es kamen verschiedene Vorschläge: Kuchen, Torte, Plätzchen, Brezel, Muffin. Wir stimmten darüber ab. Die Torte bekam die meisten Stimmen. Eine Woche lang sammelten wir Rezepte für eine Torte (am besten mit Foto). Beim nächsten Kinderparlament stellten die Kinder ihre Rezepte vor und stimmten darüber ab. Die Drachentorte bekam die meisten Stimmen. In den darauf folgenden Tagen wurde eingekauft, gebacken, verziert, probiert und gegessen.
  3. In der Regenbogengruppe wollten die Kinder ihre Puppenecke umgestalten. Verschiedene Vorschläge wurden gesammelt: Schule, Krankenhaus, Baustelle, Fussballplatz. Die Baustelle bekam die meisten Stimmen und an den nächsten Tagen wurde die Puppenecke gemeinsam mit den Kindern ausgeräumt und mit Baumaterialien neu gestaltet.
  4. In der Wolkengruppe hatten die Kinder die Idee einen Ausflug zum Erdbeerfeld zu machen. Sie stimmten darüber ab ob der Ausflug statt finden soll oder nicht. Jetzt wird der Ausflug mit Verpflegung, Fahrgemeinschaften etc. genau geplant.
  5. In der Sternschnuppengruppe hatten einige Kinder den Vorschlag, im Beet der Außenterasse Kürbiskerne einzupflanzen. Der Vorschlag wurde im Kinderparlament beraten und abgestimmt. In den folgenden Tagen wurde das Beet hergerichtet, gepflanzt und Schilder dafür gestaltet.

Die Kinder haben im Kinderparlament die Möglichkeit ihre Themen einzubringen. Die Entscheidungen sollten die Kinder mit tragen und verantwortungsvoll diese mitgestalten und mit den Konsequenzen lernen zu leben.

Hier ein Einblick in unser Kinderparlament: